Women's Secrets · Meine Erfahrungen als Frauenärztin by Breitenbach Verena

Women's Secrets · Meine Erfahrungen als Frauenärztin by Breitenbach Verena

Autor:Breitenbach, Verena [Breitenbach, Verena]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erfahrungen
ISBN: 9783280055786
Herausgeber: Orell Füssli Verlag
veröffentlicht: 2015-04-02T00:00:00+00:00


»Endlich kann ich einen Orgasmus haben«

Es ist ein ekstatisches Glücksgefühl vom Rückenmark aufsteigend, es kann aber auch ein pulsierendes Beben sein, das einen in Wellen durchströmt: der Orgasmus. Intensiv und flach zugleich, Liebende erleben ihn anders als »Selbstbesorger«, Männer öfter beim Geschlechtsverkehr als Frauen. Ein wundervolles Gefühl, das einem überbordenden Rausch gleichkommt und einen wohlig ermattet zurücklässt. Ein ganz besonders Geschenk und Erlebnis, das Lara Schneider noch nie zuteilwurde.

»Ich fand Sexualität nicht so wichtig«, vertraute sie mir eines schönen Tages im Juni an. Ich hatte an diesem Dienstag auf dem Wochenmarkt mittags die ersten Kirschen gekauft und sie vor dem Brunnen auf dem Marktplatz gegessen. Was für ein Luxus, eine solche Auszeit mitten am Tag, sinnierte ich vor mich hin. Denn meistens stehen mir mittags nur ein paar Minuten für ein schnelles Nudelgericht, einen Salat, eine aufgewärmte Suppe vom Biomarkt oder Schnibbelfrüchte von Maria zur Verfügung. Umso schöner war dieser wohlige Sommerauftakt.

Lara Schneider kannte ich seit zehn Jahren. Sie hatte ein ovales, ebenmäßiges Gesicht, war immer leicht geschminkt und trug ihr brünettes, halblanges Haar meist offen. Sie war 35 Jahre alt und hatte mit ihrem späteren Mann bereits die Schulbank gedrückt. Ihre Väter arbeiteten im gleichen Konzern, Lara Schneiders Vater in Australien, Philipp Schneiders Vater in Brasilien. Als die Kinder in die Schule kamen, kehrten die Familien unabhängig voneinander nach Deutschland zurück. Die Kinder lernten sich in der Schule kennen, und sofort fühlten sie sich voneinander angezogen, aus Vertrautheit entwickelte sich Liebe. Nur einmal waren sie getrennt, als Philipp in der Abiturklasse eine Mitschülerin küsste. Drei Monate. Dann kamen sie wieder zusammen und beschlossen, es sollte für immer sein.

»Klingt kitschig, war aber so bei uns«, befand freimütig Frau Schneider, als ich etwas Sozialanamnese abfragte. Wenn man ganzheitlich arbeiten möchte, muss man den Menschen mit seinem ganzen Umfeld erfassen. Die sogenannte Anamnese ist unglaublich wichtig, da sie Auskunft über eine mögliche Erkrankung gibt. Leider fällt sie oft viel zu kurz aus, weil unsere Krankenkassen dafür nicht mehr aufkommen und die apparative Medizin stärker unterstützen, die man bei genauer Anamnese oft reduzieren könnte.

»Nähe«, resümierte Lara Schneider, »ist mir immer wichtig gewesen, nicht so sehr Sex.«

Doch das hatte sich nun geändert. Den Ausschlag gab ihre neue Freundin Michaela, die Mutter einer Freundin ihrer ältesten Tochter, mit der sie ihren 35. Geburtstag nachfeierte. Beim zweiten Glas Bowle vom Vortag ist es dann passiert: »Wir waren beide nicht mehr ganz nüchtern, da hat Michaela mir erzählt, dass sie gestern wieder so grandiosen Sex mit ihrem jüngeren Lover und einen multiplen Orgasmus hatte. Ich war ganz perplex, wusste erst nicht, was sie meinte«, sagte Lara Schneider und blickte mich vorsichtig an, so als würde sie prüfen, ob ich das, was sie mir erzählte, verwerflich fand. Ich sah sie interessiert an. Das reichte, und sie fuhr fort:

»Ich habe früher gern historische Romane gelesen, in denen ging es gelegentlich hoch her. Doch ihnen glaubte ich nicht. Ich war überzeugt, da sei die Fantasie mit der Autorin durchgegangen. Als mir nun Michaela ihr Erlebnis schilderte, dachte ich, ich gehe irgendwie am Leben vorbei.



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